Vereinigte Kreishandwerkerschaft Düren-Euskirchen-Heinsberg

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„Omikron verzögert Konjunkturerholung“

Die zentralen Ergebnisse der aktuellen ZDH-Coronasonderumfrage kommentiert ZDH-Präsident Wollseifer gegenüber „dpa“.

„Es ist zu massiven Quarantäne- und krankheitsbedingten Ausfällen von Beschäftigten in unseren Handwerksbetrieben gekommen und die Umsätze und Auftragsbestände sind wieder bei deutlich mehr Betrieben als noch im Sommer und Herbst zurückgegangen.

Daher sind betroffene Betriebe zwingend weiter und über das erste Quartal hinausgehend auf Unterstützungsprogramme der Bundesregierung angewiesen“, betont ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer gegenüber Andreas Hoenig von der dpa.

„Die im vergangenen Herbst noch durchaus optimistische Stimmung im Handwerk hat sich mit der Omikronwelle merklich eingetrübt. Es ist schon jetzt absehbar, dass die Konjunkturdynamik im ersten Quartal ausfallen wird.

Der Omikron geschuldete sprunghafte Anstieg der Infektionszahlen hat auch im Handwerk deutliche Spuren hinterlassen: Es ist zu massiven Quarantäne- und krankheitsbedingten Ausfällen von Beschäftigten in unseren Handwerksbetrieben gekommen und die Umsätze und Auftragsbestände sind wieder bei deutlich mehr Betrieben als noch im Sommer und Herbst zurückgegangen.

Daher sind betroffene Betriebe zwingend weiter und über das erste Quartal hinausgehend auf Unterstützungsprogramme der Bundesregierung angewiesen.

Omikron, Lieferengpässe und Fachkräftemangel: Jedes dieser Probleme wäre für sich genommen schon eine massive Herausforderung für unsere Betriebe, aktuell sehen sie sich gleichzeitig mit ihnen allen konfrontiert.

Umso wichtiger ist es, dass unsere Betriebe nicht allein gelassen werden, sondern ihnen die Politik unterstützend unter die Arme greift: mit Blick auf Corona durch eine entschlossene Pandemiebekämpfung und weitere  Unterstützungsmaßnahmen und Hilfen, mit Blick auf die Lieferengpässe und die damit einhergehende Preisexplosion durch flexiblere Vertrags- und Preisgestaltungen gerade auch bei öffentlichen Aufträgen und zur Fachkräftesicherung durch eine deutlich stärkere Fokussierung auf die Stärkung der beruflichen Bildung.

Omikron hat zu deutlichen Personalausfällen in unseren Betrieben geführt: Fast jeder zweite Betrieb ist davon betroffen, was gegenüber August 2021 mehr als eine Verdreifachung bedeutet. Und in den von Corona-bedingten Personalausfällen betroffenen Betrieben fehlt im Schnitt ein Viertel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Es erklärt sich von selbst, dass es den Geschäftsbetrieb stark beeinträchtigt und auch Umsatzeinbußen mit sich bringt, wenn so viele Beschäftigte nicht zur Arbeit erscheinen können.

Verlässliche Exit-Perspektiven erforderlich

Unsere Handwerksbetriebe halten ganz überwiegend an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch in dieser wieder schwierigeren Geschäftslage fest. Nur in jedem zwanzigsten Handwerksbetrieb sind Beschäftigte entlassen worden. Um ihre Beschäftigten möglichst halten zu können, nutzen wieder mehr betroffene Betriebe flexible Instrumente wie den Abbau von Arbeitszeitkonten oder Kurzarbeit, um die Omikron-bedingten Geschäftseinbrüche abzufedern.

Allerdings zeigt sich, dass es in den von harten Corona-Einschränkungen betroffenen Gewerken – den Kfz-, den Lebensmittel- und den persönlichen Dienstleistungsgewerken – deutliche Beschäftigungsverluste gibt.

Besonders für diese Gewerke, für die überproportional viele Einschränkungen und Corona-Auflagen galten, ist es zentral, dass neben weiterer finanzieller Unterstützung endlich verlässliche Exit-Perspektiven gegeben werden. Die klare Erwartung an die Bund-Länder-Runde in der kommenden Woche ist, dass man sich auf einen Stufenplan verständigt, der anhand bundesweit einheitlicher Kriterien deutliche Öffnungsschritte festlegt.

Das derzeitige Prozedere bei der Rückzahlung von Soforthilfen muss dringend und schnell geändert werden, will man nicht riskieren, dass zahlreiche Betriebe endgültig in die Knie gehen und sich zur Betriebsaufgabe gezwungen sehen.

Es muss bundesweit eine Ratenzahlung bei der Rückzahlung von Soforthilfen ermöglicht werden. Denn nach zwei Jahren Pandemie sind in den besonders betroffenen Handwerksbereichen die Rücklagen vielfach aufgebraucht.

Es kann hier über die Existenz eines Betriebes entscheiden, ob die Hilfsgelder in Raten zurückgezahlt werden können. Bei vielen Betrieben kommt erschwerend hinzu, dass wegen bürokratisch und praxisfern festgelegter Förderzeiträume nicht ihre tatsächlich angefallenen Verluste berücksichtigt werden und die Intention der Soforthilfen insofern konterkariert wird. Und den Betrieben mit Zinsforderungen bis zu 5 % zu drohen, ist in jeder Hinsicht völlig inakzeptabel.

Impfschutz ist Betriebe-Schutz

Handwerkerinnen und Handwerker sind überdurchschnittlich oft geboostert. Mehr als 70 Prozent der Belegschaften haben laut unserer Umfrage eine Booster-Impfung.

Da zeigt einmal mehr, dass das Handwerk sich eben nicht allein als Wirtschaftsgruppe versteht, sondern immer auch als eine Gesellschaftsgruppe, die sich ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist und sich auch so verhält.

Die übergroße Mehrheit der Handwerkerinnen und Handwerker hat mit ihrer Impfung ihren Beitrag dazu geleistet, endlich aus dieser Pandemie herauszukommen. Es bleibt bei meinem Appell: Lassen Sie sich impfen, impfen, boostern, damit wir alle wieder uneingeschränkt arbeiten und ausbilden können: Impfschutz ist Betriebe-Schutz!“

Opens external link in new windowErgebnisse der Corona-Umfrage

Quelle: Opens external link in new windowZentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
Bild: ZDH/Boris Trenkel

 

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