Zwischen E-Mails und Push-Benachrichtigungen: Im Alltag wird man von digitalen Informationen überflutet.

Wie Sie dem digitalen Stress entfliehen können

Kaum jemand kommt noch ohne Smartphone, Laptop oder Social Media aus. Im Durchschnitt durchdringt uns heute ein digitaler Datenstrom von mehr als 30 Gigabyte pro Tag. Das Problem: „Es entsteht ein ständiger Zwang zum Multitasking, der unser Gehirn schlichtweg überfordert“, erklärt Dr. Volker Busch, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Autor des Buches „Kopf frei! – Wie Sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen“.

Warum tun wir uns diesen Stress an? Das hat nicht nur praktische, sondern auch biologische Gründe, wie Busch erklärt. Schuld daran ist das Belohnungssystem unseres Gehirns: Jedes Mal, wenn wir beispielsweise auf unserem Smartphone eine Benachrichtigung oder ein Like auf Instagram bekommen, fühlen wir uns dadurch belohnt. „Dann schüttet unser Körper den Botenstoff Dopamin aus, der positive Emotionen in uns weckt“, so Busch, „das macht den Verzicht aufs Handy besonders anspruchsvoll.“

Stattdessen wäre es laut Busch viel sinnvoller, konzentriert bei einer Sache zu bleiben: „Dann würden wir 20 bis 30 Prozent mehr Leistung bringen.“ Digital Detox fällt uns zudem nicht leicht, weil wir oft das Gefühl haben, ständig erreichbar sein zu müssen. Busch motiviert jedoch, sich vielmehr Folgendes zu fragen: „Sind wir wirklich 24/7 gefordert oder schieben wir das nur vor, weil wir in Wirklichkeit erreichbar sein WOLLEN?“ Denn legt man das Handy weg, wird schnell klar: Es geht auch für ein paar Minuten oder Stunden ohne mich. „Solche Pausen sind wichtig, damit unser Kopf die Chance bekommt, sich auch mal über etwas anderes Gedanken zu machen“, so Busch.

Sollen wir deshalb Tablets und Co. aus unserem Leben verbannen? „Nein“, findet Busch, „es geht nicht darum, geniale Technologien anzuschwärzen. Ich zum Beispiel liebe mein Smartphone und die praktischen und kommunikativen Möglichkeiten, die es mir bietet.“ Beim Thema Digitalisierung gehe es darum, mit den Technologien so umzugehen, dass die Vorteile überwiegen.

 

Den Kopf frei machen – aber wie?

Helfen könne unter anderem das Konzept der „tiefen Stunde“. Hierbei geht es darum, sich bewusst eine Stunde Zeit zu nehmen – ganz ohne Smartphone und E-Mails. So eine tiefe Stunde ließe sich beispielsweise in einen Arbeitstag integrieren. Arbeitgebende sollten Beschäftigten diese Zeit einräumen, denn: „Sie bietet die Möglichkeit, komplett in eine Aufgabe zu versinken und so die volle Leistungsfähigkeit des eigenen Gehirns auszunutzen“, so Busch. Eine tiefe Stunde könnte aber auch ganz anders aussehen: Sich in die Natur setzen, von der Welt entkoppeln und einfach mal vor sich hinträumen. Was zunächst wie eine Erholungspause daherkommt, könnte laut Busch zu neuen Lösungen und kreativen Ideen führen. Wichtig für alle tiefen Stunden seien fixe Zeitfenster: „Wir brauchen Rahmenbedingungen, damit unser Gehirn in die Konzentration finden kann.“

Mehr Informationen im IKK Onlinemagazin Gesund.Machen:
ikk-classic.de/kopf-frei

Bild: shintartanya – stock.adobe.com

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